„Kontingente behindern uns sogar bei der Rekrutierung von Absolventen von Schweizer Hochschulen“

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Stefan Kyora

13.04.2017
Nilson Kufus, Nomoko

Es gibt immer mehr Schweizer Startups, die schnell Arbeitsplätze schaffen. Doch wenn sie Arbeitnehmer von ausserhalb der EU anstellen wollen, wird es schwierig bis unmöglich. Dies gilt sogar dann, wenn die Ausländer in der Schweiz studiert haben. Wir haben mit Nilson Kufus, Mitgründer des High-Tech Startups Nomoko über das Thema geredet.

Herr Kufus, Sie haben sich mit anderen Schweizer Startups zusammengetan, um auf das Problem der Arbeitsbewilligungen für Ausländer aus so genannten Drittstaaten aufmerksam zu machen. Wie dringend ist das Problem für Nomoko?
Wir sind mit 19 Personen ein relativ kleines Team. Gerade bei solchen Teams kann ein einzelner Mitarbeiter wesentlich zum Erfolg beitragen. Wenn wir dann immer wieder hochqualifizierte Bewerber ablehnen müssen, nur weil sie aus Südkorea oder Kalifornien stammen, ist dies auf Dauer schon belastend.

Ein typisches Rekrutierungsfeld für Startups wie Nomoko sind Hochschulen. Bestehen hier auch Herausforderungen?
Absolut. An der ETH Zürich kommen zehn Prozent der Master-Studenten aus Ländern ausserhalb der EU. Solange sie studieren, können sie bei uns ein Praktikum machen oder arbeiten, aber wenn wir sie nach ihrem Abschluss anstellen wollen, wird es kritisch. Ausländer-Kontingente behindern uns sogar bei der Rekrutierung von Absolventen von Schweizer Hochschulen.

Sie können die Absolventen nur anstellen, wenn das Kontingent für Drittstaaten-Ausländer im Kanton noch nicht ausgeschöpft ist.
Genau. Im vergangenen Jahr hatten wir gleich mehrere Fälle, in denen potenzielle Mitarbeiter nach ihrem Studienabschluss bis 2017 warten mussten, bevor wir sie anstellen konnten. Jetzt, in der ersten Jahreshälfte, konnten wir schon mehrere Absolventen im Rahmen des Kontingentes einstellen. Dabei lief der Bewilligungsprozess zügig und wir bekamen sogar Unterstützung vom zuständigen Amt. Die Ursache des Problems ist meiner Meinung nach nicht der bürokratische Apparat, sondern die Gesetzeslage um die Kontingente.

Wenn es schon schwierig werden kann, Schweizer Hochschul-Absolventen anzustellen, wie sieht es dann mit Spezialisten aus, die direkt aus dem Ausland kommen?
Ich habe gerade wieder eine Anfrage von einem Studenten der Stanford-University abgelehnt, der bei uns ein Praktikum machen wollte. Bewilligungen für Praktikanten aber auch für junge Absolventen von Top-Universitäten aus dem Ausland zu bekommen, ist für ein Startup schlicht unmöglich.

Wie viele Ausländer, die nicht aus der EU kommen, arbeiten zurzeit bei Nomoko?  
Momentan sind es vier.

Das ist rund ein Fünftel des Teams. Wieso ist der Anteil so hoch?
Grundsätzlich ist es uns egal, ob ein Bewerber aus Bern, Zürich, Südkorea oder Kalifornien kommt, wir brauchen die Besten, um international kompetitiv zu sein. Zudem sind wir im Gebiet der Machine Vision tätig. Und von den 20 besten Universitäten, die in diesem Bereich aktiv sind, sind nur drei in Europa, darunter die ETH Zürich. Die anderen 17 befinden sich in Amerika und Asien.

Nomoko hat bereits eine Niederlassung in Luxemburg. Ist die Idee, diesen Standort auszubauen, wenn es mit den Bewilligungen in der Schweiz so harzt?
Wir sind gerade in einer wichtigen Phase für das Unternehmen. Die Entwicklung des letzten Prototyps ist abgeschlossen und im Sommer beginnnen die Tests mit ersten Kunden. Noch vor Ende Jahr wollen wir auf dem Markt sein. Dementsprechend stellen wir derzeit jeden Monat einen neuen Mitarbeiter ein. An sich hätten wir gerne alle Mitarbeiter an einem Standort, aber wir werden auch unsere Niederlassung in Luxemburg weiter ausbauen. Dort bekommt man relativ leicht Bewilligungen auch für Personen, die von ausserhalb der EU kommen.

Der FDP-Nationalrat Marcel Dobler hat eines der Themen aufgenommen und in einer Motion gefordert, dass ausländische Absolventen von Schweizer Hochschulen von den Kontingenten ausgenommen werden sollen. Dies dürfte in Ihrem Sinne sein oder geht Ihnen der Vorschlag nicht weit genug?
Wenn die Hochschulabsolventen nicht mehr auf die Kontingente angerechnet würden, wäre dies ein grosser Schritt, der Schweizer Startups wie uns sehr helfen würde.

Aber die Lockerung sollte Ihrer Meinung noch weiter gehen?
Die Schweiz muss sich überlegen, ob sie neben vielen Startups, die zu KMU werden auch wirklich grosse Technologieunternehmen hervorbringen will. Das Potenzial dafür ist hierzulande vorhanden. Momentan aber sind Startup, die sich schnell entwickeln wollen, dazu gezwungen, vor allem im Ausland zu wachsen. GetYourGuide ist ein Beispiel dafür. Wenn man will, dass solche Unternehmen in der Schweiz Arbeitsplätze schaffen und zu weltbekannten Leuchttürmen für die Schweizer Innovationskraft werden, dann wird man nicht um eine Lockerung in Sachen Bewilligungen für Drittstaaten-Ausländer herumkommen.   

Letzte Frage: Nomoko hat sich mit anderen Startups zusammengetan, um das Thema bekannter zu machen. Wer ist dabei und wie kam es zu der Gruppe?
Dabei sind Startups aus unterschiedlichen Branchen und in unterschiedlichen Phasen. Neben jungen Technologiefirmen wie uns oder Joixes gehören auch jüngere Unternehmen in der Wachstumsphase wie Viu und Moneypark dazu. Hinzu kommt die Swiss Startup Factory. Wir hatten zuerst Kontakt, weil wir uns gegenseitig Ratschläge und Tipps zu Bewilligungen gegeben haben. Aber irgendwann haben wir uns gesagt, dass man das Problem letztlich nur politisch lösen wird.

 

Über Nomoko
Nomoko hat eine Technologie entwickelt, die das Erstellen realistischer 3D-Modelle der realen Welt ermöglicht. Die technologische Basis bildet eine Kamera mit 1500 Megapixeln und eine Software, die die Daten für die Kunden bereitstellt. Ein typischer Anwendungsfall sind Simulationen für den Test von autonomen Fahrzeugen. Nomoko will noch in diesem Jahr auf den Markt kommen und erste Kunden mit Daten beliefern.

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