„Die Grundproblematik des Websummits ist die enorme Grösse“

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Stefan Kyora

20.11.2015

Gemeinsam mit Daniel Baur vom IT Startup emonitor.ch haben wir vor dem Websummit in Dublin eine Übersicht über die Schweizer Teilnehmer veröffentlicht. In unserem Interview spricht Baur nun im Rückblick über den Kampf um Aufmerksamkeit gegen 2000 andere Startups und sein persönliches Fazit.

Auf den Bildern vom WebSummit sieht man Startup-Stände dicht gedrängt nebeneinander stehen. Wie sieht dies vor Ort aus?
Daniel Baur: Jedem Startup wird ein Platz von rund 1x1m eingeräumt. Man empfindet eine gewisse Empathie mit den Batterie-Legehennen. Und die Firmen kämpfen mit den unterschiedlichsten Mitteln um Aufmerksamkeit. Supermänner fliegen durch die Menge, Maskottchen verteilen Visitenkarten, kostenloses Bier hier, kostenloser Whisky da. Man fühlt sich ein bisschen wie am Strassenmusikfest in Bern.

Wo war Euer Stand untergebracht?
Unser Booth stand am BuildersSummit, in einer Region weitab des grossen Trubels. Am äussersten Rand „genossen“ wir die Ruhe mit unseren Nachbarn, einem eCommerce Full-Service Anbieter aus Deutschland und einer Machine Learning-Software für Mode aus Malaysia. Nebenan eine Tech-Agentur aus Latein Amerika und links davon ein Startup, dass sich gar nicht erst die Mühe gemacht hat die Vorzüge unserer Stand-Lokalität auszunutzen und durch Abwesenheit glänzt.

Eure Firma eMonitor bietet eine webbasierte Applikation für Vermieter, welche die Erst- und Wiedervermietung vereinfacht. Nach der Beschreibung zu urteilen sind die Stände am Websummit nicht nach Themengebieten geordnet?
Eine Struktur in der Standorganisation sucht man vergebens und so trällerten wir unseren Pitch jedem entgegen, der sich in die unserer Stimmweite gewagt hat. Natürlich wäre ein Clustering nach Industriezweig wünschenswert, so hätten wir auch mit anderen Startups in Kontakt treten können, die unser Produkt gut ergänzt hätten – oder wir ihres. Davon können wir allerdings nur träumen.

Was habt Ihr an denen Tagen gemacht, an denen Ihr keinen Stand hattet?
Wir haben uns unter die zehntausenden von Besuchern gemischt und andere Startups kontaktiert. Es ist erstaunlich wie viele Produkte noch nicht entwickelt sind. Rohe Ideen, die einen Investor suchen. Wie Musik-Bands, die mit den ersten Proben begonnen haben. Man findet allerdings auch Startups, bei denen man erst wider die Kinnlade unter dem Stand hervorsuchen muss. Teams, die unglaubliche Produkte entwickelt haben und weltweite Erfolge feiern könnten, und in Zukunft vielleicht auch werden. Die Pitch-Session von 200 ausgewählten Startups ist sicherlich ein guter Weg um seine Produkte an ein breiteres Publikum zu bringen und etwas Bühnenluft zu schnuppern, auch wenn man sich ein bisschen wie in „Deutschland sucht den Superstar“ vorkommt.

Für welche Startups eignet sich die Websummit?
Die Organisation und das Marketing des WebSummits sind brillant. Startups mit einem guten Produkt und einer guten Vorbereitung werden sicherlich vom WebSummit profitieren können. Die Grundproblematik des Summits ist die Quantität des Angebotes. Zu viele Startups die irrelevant sind, zu viele Talks die keinen Mehrwert bieten, zu viele Kontakte die niemanden weiterbringen und zu wenig Fokus auf Qualität; oder zumindest auf hilfreiche Tools, welche die Suche nach einem relevanten Partnern, Talks, Kontakten vereinfachen würde. Hochwertige Talks, Produkte und Startups sind da, nur, ob man diese auch findet ist fraglich. So muss man sich mindestens eine Woche Zeit im Voraus nehmen um die drei Tage bis ins Detail durch zu planen. Doch diese zeitliche Kapazität muss man als Startup erst mal finden.

Und wie sieht euer persönliches Fazit aus?
Die Kosten sind insgesamt recht hoch: Tickets für das Team: 1980 Euro; Flug und Unterkunft: 1450 Euro; Transport und Essen: 900 Euro; Opportunitätskosten Arbeitszeit: 5400 Euro. Insgesamt hat uns die Teilnahme 10'000 Euro gekostet. Ob sich das gelohnt hat, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Wir hatten einige Gespräche mit potentiellen Kunden aus dem englischsprachigen Raum, die gerne unser Produkt nutzen möchten. Wir müssten mindestens einen Kunden akquirieren. um einen positiven ROI zu erzielen. Man merkt, dass das WebSummit seine Wurzeln im angelsächsischen Raum hat; interessierte Kontakte kamen in unserem Fall fast nur aus dieser Ecke. Auch hatten wir zwei Gespräche mit Investoren aus dem Englischen/Irischen Raum, die an einer Zusammenarbeit interessiert wären. Ob sich etwas ergibt wissen wir noch nicht.

Seid Ihr nächstes Jahr wieder dabei?
Für die nächsten drei Jahre wird das Summit nach Lissabon ziehen und plant eine Verdreifachung der Grösse. Ob sich dies nun positiv für Startups und alle interessierten Parteien auswirken wird, wage ich zu bezweifeln. Relevante Kontakte und Firmen zu finden, wird dann nur noch schwieriger. Wir werden unser Glück wohl an einem anderen Ort suchen.

 

Über eMonitor
Daniel Baurs Firma eMonitor.ch bietet eine webbasierte Applikation zur papierlosen Wohnungsbewerbung – von der Ausschreibung, Anmeldung, Beurteilung, Einholen der Referenzen bis hin zur Vergabe.

Die Kernstücke der Applikation sind die umfassenden Datenanalyse-Module, die einen ständigen Überblick über den Vermietungsprozess und den angestrebten Mix der Bewohnerinnen und Bewohner bieten. So werden Zeit und Kosten bis zum Mietvertrag verringert und die Entscheidungsprozesse rund um die Wohnungsvergabe erleichtert.

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