SBB Startup: Pascal Vock folgt auf Manuel Gerres

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Stefan Kyora

28.10.2016
Pascal Vock, Manuel Gerres SBB

Manuel Gerres (Bild rechts) hat vier Jahre lang als Head of Startup Business die SBB und Startups zusammengebracht. Nun verlässt er die SBB um nach Deutschland zur DB zu wechseln. Wir haben Manuel Gerres nach seinen Erfahrungen und seinen Nachfolger Pascal Vock (Bild links) nach seinen Plänen gefragt.

Herr Gerres, im schnellen Startup-Umfeld, sind vier Jahre eine lange Zeit. Wie sieht Ihre Bilanz aus?
Manuel Gerres: Ich glaube, dass wir es geschafft haben, die SBB in der Schweiz und im internationalen Startup-Kontext als offenen und zugänglichen Kooperationspartner zu positionieren. Dies war mein wichtigstes Ziel. Dazu gehört auch ein stark vereinfachter Innovationsprozess, der die Zusammenarbeit zwischen SBB mit Startups für alle Beteiligten transparent macht und schnell zu operativen Ergebnissen führt.

Was sind die besten Beispiele für erfolgreiche Kooperationen zwischen SBB und Schweizer Startups?
Manuel Gerres: Sicherlich die Zusammenarbeit mit dem Startup parkit.ch. Über eine anfängliche Kooperation sind wir zu einem Technologie-Buyout gekommen. Die Technologie von parkit ist heute eine wichtige Grundlage der SBB Park&Rail App. Auch das aktuelle Projekt der Zusammenarbeit mit dem Startup Batte.re läuft gut für beide Partner und damit schlussendlich auch positiv für SBB-Kunden.

Was sind Ihre wichtigsten Learnings?
Manuel Gerres: Es ist sehr wichtig, dass man sich als Konzern sehr gut vorab überlegt, wie man mit Startups zusammen arbeiten möchte. Welche Modelle und Vehikel sind die richtigen? Was bringe ich als Konzern sozusagen „mit zur Party“, wenn ich eine Zusammenarbeit initiiere? Im Unternehmen müssen vorab die richtigen strategischen Weichen dafür gestellt werden. Zudem braucht es ein offenes Erwartungsmanagement gegenüber den Startups. Sie müssen wissen, was wir können und was wir nicht können. Gleiches sollte man dann auch vom Startup-Partner vorab einfordern.

Die SBB steht permanent im Zentrum der Aufmerksamkeit von Medien und Bevölkerung. Erleichtert dies die Zusammenarbeit mit Startups oder erschwert es sie?
Manuel Gerres: Ich würde sagen sowohl als auch. Die SBB ist eines der grössten Unternehmen der Schweiz und das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs – es befindet sich natürlich in einem sehr speziellen Spannungsfeld. Die Erwartungshaltung der Kunden, in Bezug auf das Kerngeschäft und die Herausforderungen für die Mobilität der Zukunft, ist sehr hoch. Startup-Kooperationen können davon profitieren, dass die SBB solch hohes Qualitätsbewusstsein verspricht – auf der anderen Seite müssen aber auch unsere Kunden noch besser verstehen, dass wir beispielweise über gemeinsame Pilotprojekte mit Startups nicht gleich zu Beginn 100%-fertige Produkte auf den Markt bringen, sondern diese bewusst noch flexibel halten um im Zusammenspiel mit dem Kunden zu lernen ob und falls ja wie diese das Produkt der gemeinsamen Zusammenarbeit nutzen möchte. Zu einem 100% Qualitätsanspruch gelangen wir also erst über Tests und Neuplanungen. Das ist sicher ein neues Vorgehen dessen Akzeptanzgrad wird nun versuchen ständig zu erhöhen.

Was hat sich Ihrer Meinung nach in den letzten drei Jahren in der Schweizer Startup-Szene verändert?
Manuel Gerres: Massgeblich würde ich hier 2 Dinge in den Vordergrund stellen. Erstens die Denke und Bereitschaft der Startups, viel stärker und schneller zu internationalisieren. Also mehr Fokus darauf zu legen, sein Produkt nicht nur schweizweit zu vermarkten, sondern viel stärker auch die globalen Märkte ins Visier zu nehmen. Zweitens die enorme Anzahl an privaten und politischen Initiativen zur Förderung der Startup-Kultur und zum Abbau regulatorischer Barrieren. Das hat ingesamt in den letzten Jahren stark zugenommen und auch die Akzeptanz des Themas „Startupwirtschaft“ in der Gesellschaft erhöht.

Sie kennen auch die Startup-Szene in Berlin gut. Wie steht die Schweizer Startup-Szene im Vergleich mit Berlin heute da?
Manuel Gerres: Ich persönlich bin kein Fan von solchen Vergleichen. Märkte und Ecosystem sind doch sehr verschieden. Was aber sicher positiv zu vermerken ist, dass es sowohl in Berlin als auch in der Schweiz immer mehr gemeinsame Initiativen und Kooperationen gibt, die für beide „Ecosysteme“ fruchtbar sind. Beispielsweise haben wir mit dem Swiss Innovation Outpost dieses Jahr in Berlin eine Interessensvertretung Schweizer Konzerne und Startup-Ecosystem-Vertreter platziert. Ebenso haben wir in der Schweiz Formate wie den HR-Pitch-Day realisiert, bei denen Berliner und lokale Startups zusammen pitchen und Erfahrungen austauschen konnten.

Herr Vock, Sie übernehmen ab 1. November den Posten von Manuel Gerres. Was hat Sie daran gereizt?
Pascal Vock: Das war eine einfache Entscheidung. Der Job bietet ein sehr dynamisches Umfeld und die Chance etwas zu bewegen. Ich bin überzeugt, dass die SBB viel von der Startup-Welt profitieren kann, wir aber gleichzeitig auch ein attraktiver Partner für sie sind. Um das zu ermöglichen möchte ich mich einsetzen und die gute Arbeit von Manuel weiterführen.

Hatten Sie schon mit Startups zu tun?
Pascal Vock: Ja, ich darf seit 3 Jahren Innovationsprojekte bei der SBB als Projektleiter und Coach begleiten. Darunter waren auch diverse Vorhaben, welche in Zusammenarbeit mit Startups entstanden sind. Durch diese Erfahrung weiss ich, was es bedeutet ein Startup an ein Grossunternehmen heranzuführen und umgekehrt.

Wird es in Sachen Zusammenarbeit mit Startups ähnlich weitergehen wie bisher oder sind Änderungen absehbar?
Pascal Vock: Gewisse Änderungen sind auf diesem Gebiet wohl an der Tagesordnung und unausweichlich. Grundsätzlich gilt es für mich aber den von Manuel eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Das bedeutet, dass wir weiterhin verstärkt auf themenspezifisches Markt-Screening setzen wollen, gleichzeitig aber auch offen bleiben für gute Ideen aller Art.

Mehr Informationen auf der Webseite von SBB Startup

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