„Bei Stiftungen gibt es für Start-ups noch viel Potenzial“

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25.09.2013
Daniela M. Meier

Daniela M. Meier kennt als Beraterin die Schweizer Stiftungsszene. Sie rät Start-ups Stiftungen als mögliche Finanzquelle ernst zu nehmen. Im Interview gibt sie Tipps zum Vorgehen.

Startupticker.ch: Frau Meier, die Schweiz gilt als Land der Stiftungen. Stimmt dieses Vorurteil?
Daniela Meier: Absolut. In der Schweiz gibt es mehr als 12‘000 Stiftungen. Die Stiftungsdichte ist eine der höchsten der Welt. Der Grund sind weniger steuerliche Vorteile als vielmehr frei verfügbares Kapital.

Können Start-ups davon profitieren? Lohnt es sich Stiftungen als mögliche Finanzierungsquelle unter die Lupe zu nehmen?
Ja, Jungunternehmer sollten dies intensiver betreiben als bisher. Bei Stiftungen gibt es noch viel ungenutztes Potenzial. Ich habe bei einer Online-Recherche etwa herausgefunden, dass 85 Stiftungen Technologie und Unternehmertum fördern. Dabei habe ich mir nur die Stiftungen angeschaut, die unter nationaler Aufsicht stehen. Hinzu kommen Stiftungen unter kantonaler Aufsicht.

Lassen sich alle in Frage kommenden Stiftungen per Online-Recherche finden?
Nein, leider nicht. Einige kantonale Aufsichtsbehörden stellen sogar nur ein gedrucktes Verzeichnis zur Verfügung. Fortschritt verspricht eine Datenbank, die derzeit das Center for Philantropic Studies der Universität Basel gemeinsam mit dem Verein „The Büez“ aufbaut. Derzeit ist eine Beta-Version online, die 9000 Stiftungen in der Schweiz erfasst (siehe Linkliste). Um Kontakte zu kleinen Stiftungen zu bekommen, sollte man aber auch sein Netzwerk pflegen.

Gesetzt, man hat eine Stiftung gefunden, die zum eigenen Start-up passt. Wie soll man dann weiter vorgehen?
Der persönliche Kontakt ist unumgänglich. Nur im Gespräch findet man heraus, ob das eigene Start-up zu den Vergabekriterien der Stiftung passt und wie man ein Projekt allenfalls darstellen muss, um bessere Chancen zu haben. Weitere Tipps finden Jungunternehmer im Leitfaden für perfekte Gesuche vom Verband swissfoundations (sie Linkliste)

Sie erwähnen „Projekte“, die gefördert werden. Heute spricht man ja auch von Venture Philanthropy, bei der sich Stiftungen langfristig und zum Teil sogar als Aktionär engagieren. Wie sieht es damit in der Schweiz aus?
In der Schweiz steht immer noch die Förderung spezifischer Projekte im Mittelpunkt, zum Beispiel  die Forschung für ein neues Produkt zu unterstützen, für das es im Markt kein Risikokapital gibt. Es gibt erst einige wenige Stiftungen, die eine längerfristige Perspektive haben. Dazu gehören etwa die Organisationen, die venture kick finanzieren, oderdie Fondation Lombard Odier, welche die Innogrants der ETH Lausanne unterstützt, oder die Stiftung Technologie und Innovation in Biel. Eine Stiftung in der Schweiz, die diesen Ansatz explizit praktiziert, ist die LGT Venture Philanthropy Foundation.

Geht zumindest der Trend in Richtung längerfristiges Engagement?
Die Tendenz in der Schweiz ist ganz klar, dass die Stiftungen das Geld nicht mehr einfach vergeben, sondern sich längerfristig und intensiver einbringen, zum Beispiel indem sie zusätzlich zur finanziellen Förderung, Beratung und Schulungen anbieten, als Türöffner agieren oder Zugang zu ihrem Netzwerk gewähren. Auf der anderen Seite werden dann auch die Gesuchprüfungen professioneller und ähneln einer Due Diligence, wie man sie auch von anderen Geldgebern kennt.

Sie kennen die Schweizer Stiftungen aus ihrer Tätigkeit als Beraterin. Worin besteht Ihre Arbeit mit den Stiftungen genau?
Ich biete Stiftungen und Non-Profit-Organisationen eine umfassende Unterstützung von der Konzeption bis zur Umsetzung bei verschiedenen Themen. Dazu gehört etwa die Unterstützung bei einer Neuausrichtung oder Fokussierung der Tätigkeit, bei der besseren Kommunikation oder der Einführung eines professionelleren Projektmanagements. Solche Projekte werden im Zuge der zunehmenden Professionalisierung für die Organisationen zunehmend zum Thema.  

Links zum Thema:

Eidgenössisches Stiftungsverzeichnis (Stiftungen unter Bundesaufsicht: grenzüberschreitend oder im Ausland aktiv).

Stiftungsregister der Kantone (Centre for Philanthropy Studies CEPS).

Datenbank mit über 9'000 Vergabestiftungen in der Schweiz (Verein The Büez mit Unterstützung des Centre for Philantrophic Studies, Universität Basel, Betaversion).

Das perfekte Gesuch - Leitfaden für Gesuche an Stiftungen.

LGT Venture Philanthropy.

Manda Idea Management.

 

 

 

 

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