"Exsila befindet sich in einer Neuorientierung"

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28.11.2014

Seit kurzem hat Remo Uherek bei der Tauschplattform Exsila den CEO-Posten übernommen. Im Interview gibt er Auskunft über die Herausforderung durch die Digitalisierung, die geplante Stärkung des Punktesystems und die Ausweitung des Angebots auf Kleidung und Elektronik.

Schon nach der Umstellung 2011 mit der Einführung der Frankenpreise wurde das Ende von Exsila vorhergesagt. Vor kurzem habe ich nun jemanden von Exsila als „Living Dead“ sprechen hören. Wie sieht es heute bei Exsila aus?
Die Nutzerzahlen sind weiterhin auf hohem Niveau, verglichen mit 2011 jedoch leicht abnehmend. Wir haben derzeit rund 700 Transaktionen pro Tag und Tausende neue Mitglieder jedes Jahr. Also weiterhin eine sehr solide Basis, auf der wir weiter aufbauen werden. Ein Kernelement von Exsila ist der starke Zusammenhalt unter den Nutzern. Exsilaner legen beim Versand gerne nette Briefchen bei und legen grossen Wert auf schnellen Versand. Diese familiäre Atmosphäre ist unser kleines Geheimnis.

Medien wie DVDs, CDs und Bücher werden mehr und mehr durch Downloads oder Streamingdienste abgelöst. Wie wirkt Exsila diesem Trend entgegen?
Dass die Digitalisierung uns vor grosse Herausforderungen stellen wird, war uns schon bei der Gründung klar. Ehrlich gesagt sind wir überrascht wie lange sich dieser Bereich hält. Die Volumen sind immer noch erstaunlich gross. Trotzdem müssen wir an die Zukunft denken, weshalb sich Exsila seit einigen Jahren in einer Neuorientierung befindet, um diesem Trend entgegenzuwirken. Zum ersten Mal in unserer Geschichte haben wir vor einigen Wochen mit Kleidung & Accessoires und Elektronik sogenannt „offene Kategorien“ eingeführt. Bisher konnten nur Produkte mit EAN-Strichcode angeboten werden. Mit den offenen Kategorien können auch Produkte ohne Strichcode getauscht und verkauft werden. Beide Kategorien sind gut angelaufen. Wir haben nun knapp 2000 Angebote bei Kleidung & Accessoires und im Bereich Elektronik haben wir eine steigende Anzahl iPhones, Digitalkameras und Tablets im Angebot.

Bei Internet-Handelsplattformen setzt sich in der Regel ein Anbieter durch. In der Schweiz ist dies Ricardo. Hat Exsila neben Ricardo überhaupt eine realistische Chance?
Es gibt unterschiedliche Nischen und Geschäftsbereiche. Ricardo wird hauptsächlich als Auktionshaus wahrgenommen. Wir sind historisch gesehen eine Tauschplattform, und im Bereich DVD und Blu-ray mit über 200'000 angebotenen Filmen und mehreren hundert Transaktionen pro Tag weiterhin klar die grösste Plattform der Schweiz. Wir werden die Positionierung „Tauschplattform“ in Zukunft wieder stärken, damit wir uns von anderen Plattformen noch sichtbarer unterscheiden. Unsere Nutzer bestätigen, dass wir die einfachste und bequemste Tausch- und Handelsplattform sind. Man braucht bei uns nur den Strichcode einzugeben, muss also keine Beschreibung und Foto bereitstellen. Man muss auch nicht ständig Überweisungen tätigen, da die ganze Finanzabwicklung über unser einheitliches Guthabensystem läuft. Und wie erwähnt ist das familiäre Gefühl in der Exsila-Community unser kleines Geheimnis. Jeder der sich neu anmeldet spürt sofort den Exsila-Spirit und die Leidenschaft der Nutzer.

In einem Mail wurde angekündigt, dass das Punktesystem wieder gestärkt werden soll. Was ist geplant und wie soll die Inflation bei den Punkten eingedämmt werden?
Eine kürzliche Nutzerumfrage hat gezeigt, wie wichtig den Exsilanern die Exsila-Punkte sind. Wir haben uns entschieden, diesem Bedürfnis Rechnung zu tragen und das Punktesystem wieder zu stärken. Wir haben die Verkaufsgebühren auf Punkte-Transaktionen in Schweizer Franken um 20 Prozent reduziert. Stattdessen erheben wir nun eine Abgabe in Punkten. Damit stellen wir sicher, dass kontinuierlich Punkte aus dem Kreislauf herausfliessen. Dadurch wächst die Punkte-Menge nicht weiter und führt zur Stabilität der Punktepreise. Unsere Vision ist es, die Gebühren für Punkte-Transaktionen in Zukunft, Schritt für Schritt, weiter zu senken. Wenn die Gebühr in CHF für Punkte-Transaktionen komplett entfällt, dann ist unser Traum verwirklicht. Damit wir dies schaffen, muss die Anzahl Bestellungen in Punkten wieder spürbar zunehmen.

War die Einführung der Frankenpreise ein Fehler?
Die Einführung von Schweizer Franken war ein grosser und riskanter Schritt für uns. Die Umstellung war für die bisherigen Exsilaner nicht einfach, da das Punktesystem geliebt wurde und Exsila zu einem Geheimtipp gemacht hat. Heute wickeln wir in etwa einen gleich grossen Teil an Transaktionen in Schweizer Franken wie in Punkten ab. Beide Systeme haben verschiedene Vor- und Nachteile und sprechen unterschiedliche Nutzergruppen an. Wir haben Nutzer die weiterhin ausschliesslich in Punkten tauschen, und solche die nur in Schweizer Franken handeln.

Wie wirkt sich die Konkurrenz von der Tauschplattform Relimi.com aus?
Alternativen für Nutzer wird es immer geben. Unsere Hauptkonkurrenz sind Shops wie Amazon.de und Ex Libris. Menschen sind es gewohnt Neuware zu kaufen. Unser Job ist, Menschen dazu zu bringen, zuerst auf Exsila zu schauen ob es dasselbe gebraucht gibt, und erst in einem zweiten Schritt neu zu kaufen. Auch müssen wir besser kommunizieren, dass Käufer bei uns keine Versandkosten bezahlen. Dies ist ein grosser Vorteil gegenüber anderen Plattformen, wo die Versandkosten häufig auf Käufer umgewälzt werden. Desweiteren gewähren wir Nutzern ein persönliches Kreditlimit, das heisst man kann jederzeit mehrere Produkte kaufen und diese bequem in einer einzigen Sammelzahlung begleichen.

Remo Uherek ist seit kurzem CEO von Exsila. Gründer Roven Küng amtet heute als Verwaltungsratspräsident.

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