Frisches Geld für Kakao- und Kaffeepulver aus dem Brautank

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29.02.2024
Pralines mit Food Brewer-Kakaopulver

Das Zürcher Startup Food Brewer hat Ende Januar eine Seed-Runde abgeschlossen und dabei insgesamt über 5 Millionen Franken von Investoren erhalten. Darunter sind Family Offices aus der Schweiz und den USA, die Zürcher Kantonalbank und der Schokoladen-Hersteller Felchlin. Das frische Kapital will das FoodTech-Startup für die Weiterentwicklung seiner Zell-Linien, den Ausbau der Produktionsanlage und das Business Development einsetzen.

Lebensmittel aus gezüchteten Zellkulturen werden als zukünftige Alternative zu solchen aus herkömmlicher Produktion gehandelt – etwa als umweltfreundlicheren Ersatz für Fleisch aus ressourcenintensiver Tierzucht. Doch nicht nur tierische Lebensmittel hinterlassen bei ihrer Produktion einen grossen ökologischen Fussabdruck. Auch pflanzliche Rohstoffe wie etwa Kakao oder Kaffee brauchen viele Ressourcen, noch bevor sie überhaupt als Rohstoff in die Genussmittelproduktion zum Einsatz kommen. Beide Pflanzen benötigen mehrere Jahre Wachstum, bevor man die ersten Früchte ernten kann. Zudem wachsen sie nur in bestimmten tropischen Gebieten und reagieren sehr empfindlich auf die Auswirkungen des Klimawandels.

Das Startup Food Brewer hat nach mehrjähriger Forschung mittlerweile «Zell-Linien» sowohl für die Kakao- als auch die Kaffeebohne aufgestellt. Dazu werden von der Pflanze diejenigen Zellen extrahiert, welche für das Wachstum der Bohne verantwortlich sind. Für diesen Identifikationsprozess hat sich das Zürcher Startup sein besonders zeiteffizientes Vorgehen patentieren lassen. Im Schnitt dauert es bis zur Fertigstellung der Zell-Linie wenige Wochen.

Die ausgewählten Zellen wachsen dann in einem Tank mit geeigneter Nährstofflösung zu einer grösseren Zellmasse heran, welche nach wenigen Tagen erntereif ist. Nach der Entnahme eines Teils der Zellen werden diese einem Trocknungsverfahren unterzogen und daraus resultiert schlussendlich Kakao, respektive Kaffee, in Pulverform. «Mit unserer Kakao-Zell-Linie sind wir bereits in der Lage, im Kilo Massstab zu produzieren», sagt Mathilde Dupin. Beim Kaffee arbeitet Food Brewer noch an der Feinabstimmung. Mathilde Dupin ist seit knapp einem halben Jahr als Verantwortliche für Finanzen und Strategie bei Food Brewer mit an Bord. Während den letzten 18 Monaten ist Food Brewer von einer auf 17 Personen angewachsen.

5 Millionen Franken für Weiterentwicklung

Jetzt hat das FoodTech-Startup um den Co-Gründer und VR-Präsidenten Christian Schaub eine Seed-Finanzierungsrunde abgeschlossen. Dabei haben die Zürcher gut fünf Millionen Franken aufgenommen. Unter den Investoren sind Family Offices aus der Schweiz und den USA, die Zürcher Kantonalbank und der Schokolade- und Halbfabrikate-Produzent Felchlin.

«Wir befinden uns derzeit in der Transition vom Forschungsteil hin zur eigentlichen Lebensmittelproduktion», so Mathilde Dupin. Dabei hilft nun das frische Kapital, welches zum einen für die Weiterentwicklung der Zell-Linien und dem Ausbau der Produktionsanlage eingesetzt wird. Zum anderen benötigt auch das Business Development selbst weiterhin noch mehr Schub. Alle diese Schritte sollen dazu beitragen, dass die Zulassung für das Kakao- und Kaffeepulver aus der Zellkultur wie angestrebt in den nächsten 3 bis 4 Jahren Realität wird. «Der Fahrplan für die Zulassung im Bereich Novel Food ist klar und wir arbeiten zielstrebig darauf hin», sagt CFO Dupin.

Bis es so weit ist, produziert der strategische Investor Felchlin bereits erste Versuchs-Schokoladen mit dem Kakaopulver von Food Brewer. Auch erste Kunden aus den USA haben das Kakaopulver bereits für erste Tests einfliegen lassen, so Dupin: «Wir fokussieren uns auf das B2B-Geschäft, eine eigene Praline-Sorte von Food Brewer streben wir nicht an».

Lösung für konkurrenzfähige Alternative

Auch wenn das FoodTech-Startup bei seiner Produktionsart den mehrjährigen Prozess vom Anpflanzen bis zur Ernte überspringen kann, hat Food Brewer nicht aus dem Stand ein preislich konkurrenzfähiges Produkt zu herkömmlich produziertem Kakaopulver. «Die Anlagen für die Produktion sind sehr kostenintensiv», erklärt Dupin. Damit die Kosten dennoch kompetitiv werden können, arbeiten die Zürcher mit einem Maschinenbauer aus Deutschland zusammen. Dieser hat Fermentationstanks wie sie in Brauereien zum Einsatz kommen speziell für die FoodTech-Branche angepasst. «In der Zusammenarbeit sind wir beide Pioniere, sagt die Finanzverantwortliche. Der erste «Brau-Tank» auf dem Campus in Horgen, wo Food Brewer sein Sitz hat, wird bereits mit Kakao-Zellen befüllt.

(Fabienne Roos)

Bild: Pralines mit Kakao-Pulver aus Zellkulturen von Food Brewer; ZVG

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