Zukunftsfonds: Parlament gibt grünes Licht

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11.09.2014

Nach dem Ständerat hat nun auch der Nationalrat der Motion von Konrad Graber zum Zukunftsfonds zugestimmt. Der Bundesrat hatte sich bereits im Frühjahr zustimmend zu der Motion geäussert. Damit besteht in Bern Einigkeit darüber, dass die Versorgung von Jungunternehmen mit Risikokapital verbessert werden soll.

Mitte Dezember überwies der Ständerat eine Motion von Konrad Graber, die Schweizer Startups zu mehr Risikokapital verhelfen soll. Die Motion fordert den Bundesrat zum einen auf, Änderungen von gesetzlichen Bestimmungen und Anlagerichtlinien in dem Sinne vorzuschlagen, dass Pensionskassen zukünftig in der Lage sind, in langfristige, zukunftsgerichtete Anlagen – sprich Risikokapital - zu investieren. Zum anderen wird der Bundesrat eingeladen, einen privatwirtschaftlich organisierten und gehaltenen "Zukunftsfonds Schweiz" zu initiieren, welcher auf Wunsch der Pensionskassen deren zukunftsträchtige Anlagen zur Betreuung übernimmt.

Die Motion greift ein Konzept von Henri B. Meier auf, dem ehemaligen Finanzchef von Roche und Nestor der Schweizer Risikokapitalszene. Das Konzept zielt darauf ab, mit mehr Investitionen in Hightech-Startups den Wohlstand der Schweiz langfristig zu erhalten. Ganz Ähnliches strebt auch der „swissfund“ an.

Pensionskassen investieren nur 0.02 Prozent in Risikokapital
„Heute investieren Schweizer Pensionskassen lediglich 0.02 Prozent ihres Geldes in Risikokapital“, erklärt Patrick Burgermeister. Er arbeitet bei der von Henri B. Meier gegründeten VC-Gesellschaft BioMedPartners und ist mit dem Konzept des Zukunftsfonds bestens vertraut. Dasselbe gilt für Stefan Faes, CFO von BioMedPartners. Faes erklärt den Grund für die Zurückhaltung der Pensionskassen: „Viele Schweizer Pensionskassen sind im internationalen Vergleich klein und haben nicht die Möglichkeit, Spezialisten für Risikokapitalinvestitionen zu beschäftigen.“

Abhilfe soll der Zukunftsfonds schaffen. Er ist als Genossenschaft konzipiert, an der die Pensionskassen Anteile halten. Als Dachfonds investiert er in eine ganze Reihe spezialisierter VC-Funds, welche von fachkundigen Managern mit Leistungsausweis geführt werden. Die Funds können durchaus auch im Ausland angesiedelt sein, würden aber Auflagen erhalten, auch in der Schweiz zu investieren. Durch die Diversifikation und die erfahrenen Manager wird das Risiko begrenzt.

Gleichzeitig sollen die gesetzlichen Rahmenbedingungen verbessert werden. Vorgesehen ist etwa, die Dauer der anrechenbaren Verlustvorträge auf bis zu 20 Jahre zu verlängern oder die Gewinnbesteuerung den Zyklen typischer VC-Investments anzupassen.

Staatliche Unterstützung zum Vertrauensaufbau
Darüber hinaus ist das Engagement des Bundes beim Start des Zukunftsfonds gefordert. „Wenn der Bund den politisch breit abgestützten Fonds lanciert, würde das in den Pensionskassen Vertrauen schaffen“, erklärt Stefan Faes. Wie genau diese Mitwirkung des Staates aussehen soll, ist noch auszuarbeiten. Mit der Zustimmung von Parlament und Bundesrat zur Motion Graber ist nun aber bereits ein wichtiger Schritt in diese Richtung gemacht worden. Nun wird vom Bundesrat voraussichtlich eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern des Bundesamtes für Sozialversicherungen und des Seco eingesetzt, welche mit Vertretern der Vorsorgeeinrichtungen die Frage diskutieren wird, wie sich ein privater Zukunftsfonds umsetzen lässt.

Selbst bei vorsichtigem Start stünde deutlich mehr Kapital zur Verfügung
Auch wenn der Zukunftsfonds vorerst langsam starten würde, kämen erhebliche Summen zusammen, die in das Wachstum von Startups mit bahnbrechenden Produkten investiert werden könnten. „Selbst wenn die Hälfte aller Pensionskassen zu Beginn lediglich ein halbes Prozent der Neugelder in den Zukunftsfonds investierten, kämen pro Jahr rund 175 Millionen Franken zusammen“, erklärt Patrick Burgermeister. Dies entspricht ungefähr einer Zunahme von 50% gegenüber der momentan pro Jahr in Schweizer Startups investierten Mittel.

Faes, Burgermeister aber auch der Initiant Henri B. Meier und der Luzerner Ständerat Konrad Graber sind überzeugt, dass der Zukunftsfond nicht nur neue Chancen für Startups schafft, sondern sich auch für die Pensionskassen langfristig rechnen wird. Und dies ist noch nicht alles, sagt Stefan Faes: „Durch die Schaffung neuer Stellen für hochqualifizierte Arbeitskräfte werden auch zusätzliche PK-Beiträge einbezahlt.“

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